INT0300077 – NaReT
Beschreibung
Die Nachbarsprachen Deutsch und Polnisch sind in der Grenzregion von großer praktischer Bedeutung: für den grenzüberschreitenden Zusammenhalt, den interkulturellen Austausch und die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Trotzdem ist das Image dieser Sprachen im Vergleich zu z.B. Englisch gering. In Deutschland und in Polen wurde eine Umfrage durchgeführt, um herauszufinden, welche Themenbereiche und welche Art des Sprachunterrichts das Interesse am Erlernen der Sprache des Nachbarn steigern können. 97,4 % der Befragten gaben an, dass sie praxisorientierte Sprachtrainings bevorzugen. Als einen für sie wichtigen Themenbereich nannte ein Großteil der Befragten das Thema Lebensrettung – Reanimation.
Hier greift unser Projekt: Nachbarsprache |wird| reanimiert – NaReT an, mit dem wir das Interesse an und den Erwerb von Nachbarsprachen und interkulturellen Kompetenzen nachhaltig stärken. Der Begriff „Reanimation“ nimmt hier eine Doppelbedeutung an: wir „reanimieren“ das Interesse an der Nachbarsprache und interkulturellen Kompetenzen. Gleichzeitig nutzen wir die Reanimation als sinnstiftendes Lernvehikel, welches den Nachbarspracherwerb mit einer lebenswichtigen und motivierenden Erfahrung verbindet. Die Kombination aus Sprachbildung und Reanimationstraining wird darüber hinaus das soziale Gewebe stärken und das Interesse am kulturellen Austausch wecken.
Diese kontextbezogene interkulturelle Sprachbildung wird mithilfe von Künstlicher Intelligenz (AI) unterstütztem Tandemtraining umgesetzt. Das Tandemtraining ist in der modernen Fremdsprachenbildung die innovative, hochmotivierende Form des kooperativen Trainings, bei dem verschiedene Muttersprachler zusammenarbeiten, um voneinander zu lernen, Sprachmitteilungen in Echtzeit zu überprüfen und kulturelle Unterschiede zu verstehen. Die Tandempartner/-innen agieren dabei oft intuitiv selbst als Unterrichtende und beurteilen, was kommunikativ akzeptabel ist. Sie erfahren dabei modernes Fremdsprachenlernen: es geschieht adaptiv, situativ, interaktiv und praxisorientiert.
Um die Authentizität und Attraktivität der Kommunikationsszenarien zu maximieren, setzen wir zudem auf den Einsatz innovativer XR-Technologie (Erweiterte Realität). Wir sprechen somit gezielt die digital-affine Jugend an und bringen gleichzeitig Erwachsenen, Senioren/-innen, den Vertretern der freiwilligen Hilfsdienste und dem notfallmedizinischen Fachpersonal moderne Bildungstechnologien näher. Im Fördergebiet wird so zum ersten Mal eine rezeptive nachbarsprachliche Bildung angeboten. In simulierten, realistischen und kommunikativen Szenarien ermöglichen wir den Erwerb der Nachbarsprache sowie der sinnstiftenden Reanimation auf eine greifbare Weise.
Die im Projekt verwendeten Bildungsinstrumente, innovative XR-Brillen, ermöglichen die Darstellung eines realistischen Unfallortes (z.B. einer Bahnhofsszene) und visualisieren die genutzte Reanimationspuppe als ein lebensechtes Opfer mit realistischen Verletzungen. Die Erweiterte Realität (z.B. Angehörige, Unfallzeugen) reagiert auf Deutsch bzw. Polnisch, interaktiv und kommunikativ auf alle Handlungen der Teilnehmenden. Diese wiederum holen aktiv Informationen in der Nachbarsprache ein. Durch innovative AI-Technologie wird die verbale Interaktion authentisch und flexibel realisiert. Der Bildungsfortschritt auf der Grundlage einer steigenden Lernmotivation geschieht in diesen simulierten Szenarien in ansteigendem Schwierigkeitsgrad, mit progressivem Anspruch, und mit wachsender Verantwortung (gamification). Die Verknüpfung von Tandemtraining, AI und XR für die Nachbarsprachbildung ist in Europa einzigartig.
Wir setzen auf die nachhaltige Bereitstellung von zweisprachigen Bildungsprogrammen und XR-Applikationen über das Projektende hinaus. Dies geschieht durch eine für das Projekt entwickelte zweisprachige, digitale Lernplattform, die einen kontinuierlichen Zugang zu den Projektinhalten bietet und durch die Ausbildung von Mehrwertmultiplikatoren (in allen Zielgruppen identifizierte Schlüsselpersonen), die als Katalysatoren für die Verbreitung der Projektziele und -inhalte in der breiteren Gemeinschaft fungieren. Darüber hinaus werden zweisprachige Bildungsprogramme, XR-Applikationen und die digitale Bildungsplattform die Grundlage für die Fortführung der Projektinhalte bilden, mit der Perspektive, sie dauerhaft in die Struktur des Bildungsprozesses in Schulen und Einrichtungen des Fördergebiets zu integrieren. Um die Nachhaltigkeit und Effizienz zu garantieren, wird das Projekt fortlaufend wissenschaftlich evaluiert.
Unsere Projektziele können nur durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit erreicht werden. Die erworbenen Sprachkenntnisse werden unter Berücksichtigung der länderspezifischen kulturellen Unterschiede und lebenswichtigen Themen authentisch erprobt. So entsteht eine tiefere Bindung, die das Wohlbefinden und die Sicherheit der Menschen in der Grenzregion nachhaltig verbessert und die grenzüberschreitende Teilhabe erhöht.